Der Erfolg faschistischer Bewegungen und Parteien lässt sich nicht allein mit Angst und Wut erklären. Ebenso ausschlaggebend sind die Lust und das Vergnügen an Gewalt und Aggression. So ist Rassismus besonders intensiv, wenn er erotisch aufgeladen ist, etwa, wenn Migration als sexuelle Bedrohung für deutsche Frauen dargestellt wird. Neben diesem "sexy Rassismus", so die Historikerin Dagmar Herzog, ist eine obsessive Behindertenfeindlichkeit elementarer Grundbaustein des AfD-Programms - mit starkem Widerhall der Nazis. In Der neue faschistische Körper unternimmt Dagmar Herzog den Versuch, die Geistesgeschichte dieser beiden Phänomene - libidinöse Intensivierung im Faschismus und Feindseligkeit gegenüber als imperfekt wahrgenommenen Körpern - zusammenzudenken. Denn nur wer die Gefühlswelten und Debatten vergangener Faschismen studiert, kann ihre gegenwärtige Erscheinungsform verstehen und bekämpfen.
Mit einem Nachwort von Alberto Toscano, Autor des Buchs Spätfaschismus: Rassismus, Kapitalismus und autoritäre Krisenpolitik (2025).
Dagmar Herzog ist Distinguished Professor of History am Graduate Center der City University New York. Sie ist Autorin zahlreicher Publikationen zur Sexual- und Geschlechtergeschichte der Moderne, zur Holocaustforschung und zur Geschichte der Religion. Zuletzt erschien von ihr Eugenische Phantasmen. Eine deutsche Geschichte (2024), Cold War Freud. Psychoanalyse in einem Zeitalter der Katastrophen (2023) und Die Politisierung der Lust. Sexualität in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts (2021/2005).