Rui, ein portugiesischer Jugendlicher, sitzt gemeinsam mit seiner Familie in einem Haus in Luanda, der Hauptstadt von Angola, und wartet darauf, dass der Onkel kommt, um sie zum Flughafen zu bringen. Alle anderen Häuser in der Umgebung stehen entweder leer oder sind bereits von neuen, dunkelhäutigen Nachbarn besetzt worden.
Wir schreiben das Jahr 1975. Draußen sind Schüsse zu hören, der Onkel verspätet sich, und dann taucht ein Jeep der Befreiungsarmee auf und die Dinge nehmen einen katastrophalen Verlauf.
In ihrem Bestseller erzählt Dulce Maria Cardoso meisterhaft durch die Augen von Rui ihre eigene Geschichte als Flüchtling aus den verlorenen Kolonien und die Ankunft in einem von der Nelkenrevolution erschütterten Portugal. Sie zeigt uns gewöhnliche Menschen, deren Sicht auf die Welt von ebenso radikalen wie unbewussten Vorurteilen geprägt ist, und sie tut es auf eine sensible und äußerst eindringliche Weise.
Ein Buch wie ein Rausch, an dessen Ende man ein wenig erleichtert und zutiefst berührt ist. Vor allem aber hat man eine historische Epoche erlebt, die in Deutschland kaum wahrgenommen wurde.
Dulce Maria Cardoso, geboren1964 im portugiesischen Fonte Longa, Träs- os-Montes, zog mit sechs Monaten gemeinsam mit ihrer Mutter zum Vater, der in Luanda in Angola lebte. Von dort kehrte sie elf Jahre später zu Beginn des Bürgerkrieges nach Portugal zurück. Mit vierzehn Jahren beschloss sie zu schreiben, studierte zunächst aber Jura und arbeitete als Anwältin. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2009 mit dem Literaturpreis der Europäischen Union. 2011 war sie als Stipendiatin zu Gast in der Villa Concordia in Bamberg.
O Retorno war ihre fünfte Veröffentlichung und ihr Durchbruch als Schriftstellerin.