Große Kongresshotels aus Zeiten des Sozialismus, populäre Ballhäuser, erbaut aus praktischen und funktionalen, aber meist wenig nachhaltigen Materialien, stillgelegte Fabriken, Gebäude, die zu Museen werden, und Baracken, in denen Wohnungen entstehen oder die abgerissen werden, um Platz für Solaranlagen zu schaffen ...eindrückliches Porträt des heutigen Deutschland: eines Landes, das geprägt ist von unzähligen historischen Brüchen, die jedoch die Zeit gern glättet, sodass nichts bleibt als eine gemeinsame Erinnerung.
Der französische Fotograf Aurélien Villette wurde 1982 in Le Chesnay bei Paris geboren. Die Fotografie ist für ihn eng mit dem Reisen verknüpft. Seit Beginn seiner Karriere hat er mehr als 45 Länder besucht, immer sehr daran interessiert, neue Völker und ihre Geschichte kennenzulernen. Das alles prägende Motiv sind dabei für ihn Ruinen. Diesen "architektonischen Palimpsesten", wie er sie gern nennt, gehört seine ganze Leidenschaft - er sieht sie als Schlüssel zu einem tieferen Verständnis der Menschheit.
Sein faszinierendes Werk scheint unseren Begriff von "Kulturerbe" zu hinterfragen: Warum wurden diese Orte aufgegeben? Sollten wir sie bewahren? Sind sie Zeugnisse menschlichen Scheiterns oder repräsentieren sie vielmehr ein Übergangsstadium in unserer Geschichte? Und wichtiger noch: Was lehrt uns der Blick in die Vergangenheit über unsere Gegenwart? Fest steht: Was wir beschließen aufzugeben, ist Teil dessen, was wir sind - es stellt ein entscheidendes Wesensmerkmal unserer kollektiven Identität dar.
Nachdem Aurélien Villette 2012 beim französischen SFR Young Talents Award eine besondere Auszeichnung der Jury erhielt, bewegt er sich heute mit seiner Arbeit als etablierter Künstler im Spannungsfeld zwischen Fotografie und Anthropologie.