Das Verhältnis der beiden christlichen Kirchen zum NS-Staat und seiner Ideologie ist eines der großen prominenten Themen der deutschen Zeitgeschichtsforschung. Arbeiten zu diesem Thema steigen oft sehr tief in die Details, es gibt nur wenige Überblicke, und diese leiden dann in der Regel unter einer für den jeweiligen Autor bezeichnenden konfessionellen Schlagseite. Dieses Buch unternimmt es, die Entwicklungen zwischen Anpassung oder gar Gefolgschaft und Widerstand paritätisch nachzuzeichnen und immer wieder, trotz umfassender Trennung der Kirchen und ihres institutionellen Verhältnisses zum NS-Staat, miteinander zu vergleichen.
Einleitung
I. Europas Kirchen in Europas Diktaturen (1917-1945)
II. Kirchen und Konfessionalismus in der Weimarer Republik (1919-1933)
1. Konfessionelle Milieus in der Demokratie ohne Demokraten
2. Ende des Parlamentarismus 1930, Führersehnsucht und Brünings autoritäres Regime
3. Hitlers christliche Wähler
III. 'Nationale Revolution' und Umwälzung in den Kirchen (1933)
1. Kehrtwende im Katholizismus und Reichskonkordat
2. Überanpassung im Protestantismus: Die Deutschen Christen
3. Die Verfolgung von Regimegegnern, Sozialisten, Christen und Juden
IV. Orientierungssuche und 'Kirchenkampf' (1933-1935)
1. Angriff auf die Milieustrukturen und kirchlichen Vorfeldorganisationen
2. Die Verfolgung von Geistlichen, kirchentreuen Beamten und Politikern
3. Auseinandersetzung mit Rosenbergs "Mythus" und dem Neuheidentum
4. Der 'Kirchenkampf'
V. Die Zurückdrängung der Kirchen in der Prominenzphase des Regimes (1935-1939)
1. ¿Adolf-Kurve¿ und Kirchenaustritte
2. Schärfere Pfarrerverfolgung
3. Geschlechtergeschichtliche Prägungen des 'Kirchenkampfes'
4. Amtskirchliche Proteste
5. Der 'Anschluss' und das Christentum in Österreich
6. Judenverfolgung und brennende Synagogen
VI. Vier christliche Positionierungsmöglichkeiten
1. Christlich-antiklerikale Gottgläubige
2. Nationalsozialistische Christen
3. Konsens, Anpassung und Ambivalenz
4. Resistenz
VII. Die Kirchen im Krieg (1939-1941)
1. Hoffnung auf den Burgfrieden
2. Der gerechte und der Vernichtungskrieg
3. Protest gegen Eugenik und Euthanasie
4. Weitere Zurückdrängung der Kirchen
VIII. Die Kirchen im Weltkrieg (1941-1945)
1. Kämpfen für das Vaterland bei wachsender Distanz zum Regime
2. Der Genozid und die Wannsee-Konferenz
3. Christen im Widerstand vom 20. Juli 1944
IX. Triumphieren und Vertuschen: Kirchliche Vergangenheitspolitik seit 1945
1. Schuldbekenntnisse in Trümmern
2. Hilfe für NS-Täter und Verurteilte
3. Die schleppende Aufarbeitung
Anmerkungen
Verzeichnis der Karten
Abkürzungen
Zitierte Quellen und Literatur
Register
Zum Autor
Olaf Blaschke, Jahrgang 1963, Promotion 1996 in Bielefeld, Habilitation für Neuere und Neueste Geschichte 2006 in Trier. Dort von 1997-2012 Hochschulassistent und Lehrstuhlvertreter, Gastforscher und Lehre in Cambridge (2001-02) sowie Lund (2004-05), Lehrdozent in Heidelberg 2012-14, seit 2014 Professor für Geschichte des 19./20. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Theorie und Methodik der Geschichtswissenschaft in Münster.