In Winterspelt, einem Eifeldorf, überschneiden sich am Vorabend der Ardennenoffensive im Oktober 1944 die Lebenswege von sechs Personen. Roter Faden ist der geplante Coup des Major Dincklage, eines Ritterkreuzträgers: Um sinnloses Blutvergießen zu verhindern, will er sein Bataillon kampflos den Amerikanern übergeben. Winterspelt, der 1974 als letzter Roman Anderschs erschienen ist, zeigt auf, wie es auch hätte sein können: »Geschichte berichtet, wie es gewesen. Erzählung spielt eine Möglichkeit durch.«
Alfred Andersch, geboren 1914 in München, wurde 1933 wegen seiner politischen Aktivität im Kommunistischen Jugendverband im KZ Dachau interniert. Nach seiner Desertion aus der Wehrmacht 1944 verbrachte er über ein Jahr in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Zurück in Deutschland, arbeitete er als Journalist und Publizist, namentlich beim Radio. Andersch zählt zu den bedeutendsten Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur, seine Bücher sind längst Schullektüre. Er starb 1980 in Berzona/Tessin.