1932 begegnen sie sich zum ersten Mal, der größte Maler des 20. Jahrhunderts und »das Auge von Paris«, wie Henry Miller ihn einmal nannte: Pablo Picasso und Brassaï. In den 1940er Jahren intensiviert sich ihre Beziehung. Brassaï ist immer wieder bei Picasso zu Gast, begleitet ihn in die Brasserie Lipp, ins Café de Flore - und in den Zirkus; besucht ihn in seinen Ateliers, auf diversen Landsitzen, zuletzt auch in der gewaltigen Villa La Californie an der Côte d'Azur. Ihre Gespräche hält Brassaï schriftlich fest - und Picasso selbst ermutigt ihn zur Veröffentlichung. Brassaï zeichnet nicht nur ein intimes Bild des großen Künstlers als Menschen, wir lernen Picasso auch als bedeutenden Kunstsammler kennen, als Verehrer von Cézanne und Corot, erfahren viel über seine Beziehung zu Matisse, die Atmosphäre im Paris der Kriegszeit und begegnen zentralen Figuren der Bohème, darunter Salvador Dalí, Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre, und natürlich Picassos Frauen. Begleitet werden Brassaïs Aufzeichnungen von 53 Schwarz-Weiß-Fotografien, die Picassos Werke zeigen, die Räume, in denen sich der Künstler bewegte, und Begegnungen mit Freunden. Gespräche mit Picasso ist nicht nur ein grandioses Zeitdokument, sondern auch ein bedeutendes und hoch unterhaltsames Stück Literatur.
BRASSAÏ (der aus Brassó Stammende), mit bürgerlichem Namen Gyula Halász, kam 1899 im österreichisch-ungarischen Brassó zur Welt. Nach Studien in Budapest und Berlin zog es ihn früh nach Paris, wo er sich mit Artikeln über das gesellschaftliche Leben über Wasser hielt. Sein Freund André Kertész lehrte ihn das fotografische Handwerk, und Brassaï begann seine Artikel zu bebildern. Sein 1932 erschienenes Fotobuch Paris bei Nacht machte ihn schlagartig berühmt. Im selben Jahr lernte er Picasso kennen ¿ der Beginn einer lebenslangen, künstlerisch sehr produktiven Freundschaft. Ein anderer seiner engen Freunde, Henry Miller, nannte ihn einmal »das Auge von Paris«, aber Brassaï war noch viel mehr: Schriftsteller, Zeichner und Bildhauer. Er starb 1984 in Nizza, seine letzte Ruhestätte fand Brassaï auf dem Friedhof Montparnasse in Paris.