Einleitung: Erich Honecker erzählen
Erster Teil: Honeckers Heimat
1. Wieder in Wiebelskirchen
2. Von der Schweiz an die Saar
3. Wege in die Welt
4. Jungkommunistische Lehr- und Wanderjahre
Zweiter Teil: Zwischen Legalität und Illegalität
1. Nach Hitler kommen wir
2. Polleiter im Saargebiet
3. Wechsel ins Ruhrgebiet
4. Im Visier der Gestapo
Dritter Teil: Heroismus der Schwäche
1. Oberberater Süd-West
2. Die Saarschlacht
3. Im Wartesaal des Exils
4. Der letzte Einsatz
Vierter Teil: In Hitlers Hand
1. Endstation Anhalter Bahnhof
2. Die Verhaftung
3. Vor dem Volksgerichtshof4. Sträfling 523/37
5. Strategien des Überlebens
Fünfter Teil: Die Rückkehr der Zukunft
1. Entscheidung zur Flucht
2. Befreiung in Etappen
3. Der Weg zu Ulbricht
Sechster Teil: Das biographische Gepäck
1. Lesarten des Lebens
2. Jugendbiographie unter Parteikontrolle
3. Honeckers Memoiren
4. Die Lehren der Jahre davor
Anhang
Dank
Anmerkungen
Abkürzungsverzeichnis
Quellen und Literatur
Bildnachweis
Personenregister
Martin Sabrow ist Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam. Zahlreiche Publikationen zur Geschichte der DDR.
Nichts verkörpert die DDR so sehr wie das maskenhafte Gesicht Erich Honeckers, dem der Parteiapparat eine kommunistische Musterbiographie maßschneiderte, der auch westdeutsche Biographen weitgehend gefolgt sind. Martin Sabrow zeigt auf Grundlage zahlreicher unbekannter Quellen erstmals, welche überraschenden Brüche und Nebenwege das Leben des saarländischen Jungkommunisten vor seiner Karriere als Parteifunktionär prägten. Seine Jugendbiographie Honeckers ist zugleich eine faszinierende Fallstudie über ein waghalsiges Leben in Deutschland im Bannkreis von Stalinismus und Faschismus.
Erich Honecker (1912-1994) war von frühester Kindheit an fest im kommunistischen Milieu des Saarlands verwurzelt, und doch war er als Jugendlicher auch offen für neue Orientierung. Er ging nach Pommern, um vielleicht Bauer zu werden, kehrte für eine Dachdeckerlehre in die Heimat zurück, studierte an der Parteihochschule in Moskau und ging 1933 in den Widerstand. Erstmals werden diese Stationen detailliert nachgezeichnet, und sie eröffnen überraschende Ausblicke, etwa auf Honeckers enges Verhältnis zu Herbert Wehner oder seine bleibende Verehrung für Stalin oder auch für seine Beteiligung an einem Terroranschlag während der Saarabstimmung 1935. Anschließend musste der Jungfunktionär untertauchen. Was machte er monatelang in Paris? Wie kam es zu seinem konspirativen Einsatz in Berlin und wie zu seiner Verhaftung im Dezember 1935? Von Rätseln umrankt war bisher auch, wie es Honecker gelang, wenige Wochen vor Kriegsende zu fliehen und bald darauf unbehelligt wieder ins Gefängnis zurückzukehren. Die bahnbrechende Jugendbiographie des Revolutionärs und Überlebenskünstlers reicht bis zum Mai 1945, als Honecker eher zufällig Zugang zu Ulbricht fand und der Kaderabteilung seinen Lebenslauf einreichte, über den fortan nicht mehr er selbst, sondern die Partei wachte.