»Krankheit als Konflikt« ist der Titel einer Sammlung von Aufsätzen zur psychosomatischen Medizin. Jede einzelne dieser Studien sucht - im Anschluß an die Einsichten Freuds und der modernen Psychologie in die wechselseitige Beeinflussung organischer und psychischer Prozesse - Krankheit zu verstehen als Mitteilung tiefgreifender, oft verdeckter Verhaltensstörungen. Krankheiten »drücken etwas aus«. In ihnen meldet sich individuelles und soziales Leben, Unglück, Befinden; sie formulieren Konflikte, die der Arzt entziffern und begreifen muß, damit Heilung stattfinden kann. Mitscherlichs Aufsätze wollen beitragen zur Typologie solcher Konflikte und zur Erhellung ihrer möglichen Ursachen.
Die Krankheiten der Gesellschaft und die psychosomatische Medizin. Die Krankheit der Medizin. Die psychosomatische und die konventionelle Medizin. Über die Vielschichtigkeit sozialer Einflüsse auf Entstehung und Behandlung von Psychosen und Neurosen. Über etablierte Unfreiheiten im Denken der unbewußten Freiheit. Lustprinzip, Realitätsprinzip und Phantasie.
Alexander Mitscherlich, geboren am 20. September 1908 in München, gehört zu den großen kritischen Gelehrten der Bundesrepublik Deutschland. Von 1960 bis 1976 leitete der Mediziner und Psychoanalytiker das von ihm gegründete Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt am Main. Seine Bücher Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft (1963), Krankheit als Konflikt (1966) und Die Unfähigkeit zu trauern (zusammen mit Margarete Mitscherlich-Nielsen, 1967) lösten tiefgreifende Diskussionen aus. 1969 erhielt Alexander Mitscherlich den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Alexander Mitscherlich starb am 26. Juni 1982 in Frankfurt am Main. Im Suhrkamp Verlag erschienen seine Gesammelten Schriften.