Peter Sloterdijk unternimmt in seinem auf drei Bände angelegten Werk Sphären nichts Geringeres als den Versuch, die Geschichte der Menschheit zu erzählen. Dabei geht er von der einfachen Frage aus: Wo leben die Menschen, nachdem sie wissen, daß sie auf einer Kugel, einem Globus, zu Hause sind? Um sich einer Beantwortung dieser Frage anzunähern, entwickelt Peter Sloterdijk den Begriff der Sphären und spannt einen faszinierenden, perspektivenreichen Bogen von den frühesten Kulturen bis in unser globales Zeitalter.Dies erste Buch dieser Sphären-Trilogie handelt von mikro-sphärischen Größen, die Blasen genannt werden. Sie bilden die Basismoleküle der starken Beziehung. Peter Sloterdijks Analyse macht sich an die noch nie unternommene Aufgabe, das Epos der immer schon verlorenen und doch nie spurlos getilgten Zweieinigkeiten zu erzählen. »Wir durchqueren, mit der Einsicht in unsere unvermeidliche begriffliche Hilflosigkeit als einzigem sicheren Begleiter, Landschaften des prä-objektiven Daseins und der vorgängigen Beziehungen. Auf der Durchreise durch die ausweichende Unterwelt der Innenwelt entfaltet sich, wie eine klingende Landkarte, das phantomhafte Bild von einem flüssigen und auratischen Universum - ganz aus Resonanzen und Schwebstoffen gesponnen; in ihm bleibt die Urgeschichte des Seelischen zu suchen.«
INHALT DES ERSTEN BANDES
Vorbemerkung 11
Einleitung:
Die Alliierten oder: Die gehauchte Kommune 17
Vorüberlegung: Innenraum denken 83
1 Herzoperation oder:
Vom eucharistischen Exzeß 101
2 Zwischen Gesichtern
Zum Auftauchen der interfazialen Intimsphäre 141
3 Menschen im Zauberkreis
Zur Ideengeschichte der Nähe-Faszination 211
Exkurs i: Gedankenübertragung 269
4 Die Klausur in der Mutter
Zur Grundlegung einer negativen Gynäkologlie 275
Exkurs 2: Nobjekte und Unbeziehungen
Zur Revision der psychoanalytischen
Phasenlehre 297
Exkurs 3: Das Prinzip Ei
Verinnerlichung und Umhüllung
Exkurs 4: »Im Dasein liegt eine wesenhafte
Tendenz auf Nähe.«
Heideggers Lehre vom existentialen Ort 336
5 Der Urbegleiter
Requiem für ein verworfenes Organ 347
Exkurs 5: Die schwarze Plantage
Notiz über Lebensbäume und
Belebungsmaschinen 402
6 Seelenraumteiler
Engel - Zwillinge - Doppelgänger 419
Exkurs 6: Sphärentrauer Über den Nobjektverlust und die Schwierigkeit,
zu sagen, was fehlt 466
Exkurs 7: Über den Unterschied zwischen einem
Idioten und einem Engel 479
7 Das Sirenen-Stadium
Von der ersten sonosphärischen Allianz 487
Exkurs 8: Analphabetenwahrheiten
Notiz über oralen Fundamentalismus 532
Exkurs 9: Von wo an Lacan sich irrt 543
8 Mir näher als ich selbst
Theologische Vorschule zur Theorie des
gemeinsamen Innen 549
Exkurs 10: Matris in gremio.
Eine mariologische Grille 632
Übergang: Von ekstatischer Immanenz 639
Abbildungsnachweise 646
Peter Sloterdijk wurde am 26. Juni 1947 als Sohn einer Deutschen und eines Niederländers geboren. Von 1968 bis 1974 studierte er in München und an der Universität Hamburg Philosophie, Geschichte und Germanistik. 1971 erstellte Sloterdijk seine Magisterarbeit mit dem Titel Strukturalismus als poetische Hermeneutik. In den Jahren 1972/73 folgten ein Essay über Michel Foucaults strukturale Theorie der Geschichte sowie eine Studie mit dem Titel Die Ökonomie der Sprachspiele. Zur Kritik der linguistischen Gegenstandskonstitution. Im Jahre 1976 wurde Peter Sloterdijk von Professor Klaus Briegleb zum Thema Literatur und Organisation von Lebenserfahrung. Gattungstheorie und Gattungsgeschichte der Autobiographie der Weimarer Republik 1918-1933 promoviert. Zwischen 1978 und 1980 hielt sich Sloterdijk im Ashram von Bhagwan Shree Rajneesh (später Osho) im indischen Pune auf. Seit den 1980er Jahren arbeitet Sloterdijk als freier Schriftsteller. Das 1983 im Suhrkamp Verlag publizierte Buch Kritik der zynischen Vernunft zählt zu den meistverkauften philosophischen Büchern des 20. Jahrhunderts. 1987 legte er seinen ersten Roman Der Zauberbaum vor. Sloterdijk ist emeritierter Professor für Philosophie und Ästhetik der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und war in Nachfolge von Heinrich Klotz von 2001 bis 2015 deren Rektor.