Schwarzhandel und Diebstahl wurden im Nationalsozialismus als Verrat an der Volksgemeinschaft verfolgt, breiteten sich jedoch während des Krieges aus. Nach 1945 waren öffentliche Schwarzmärkte und Plünderungen sichtbare Zeichen der Not, aber auch der gesellschaftlichen Unordnung. Stefan Mörchen nimmt die Überlebensmoral der Bevölkerung ebenso in den Blick wie die Bekämpfung des Schwarzen Marktes und Bilder des Kriminellen. Er beschreibt den Schwarzen Markt als Raum der Aushandlung von Kriminalität: Hier sollten Razzien Ordnung und Moral wiederherstellen und die Grenzen der Gemeinschaft gezogen werden.
Stefan Mörchen, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte der Universität Göttingen.
Inhalt
Einleitung 13
1Der Schwarze Markt während des Krieges 51
1.1Das Bewirtschaftungs- und Rationierungssystem und die Entwicklung der Versorgungslage 52
Kriegsernährungswirtschaft und Ernährungslage53
Lenkung und Entwicklung des Verbrauchs anderer Konsumgüter56
1.2Die Entwicklung des Schwarzen Marktes 59
Warenquellen des Schwarzen Marktes 60
Preisentwicklung und Umfang des Schwarzhandels 62
Tausch- und Schleichhandel 63
Vergehen gegen Preisbestimmungen 64
Marken- und Bezugsscheindelikte 65
Korruption und Schwarzer Markt 67
Schwarzer Markt und kriminelles Milieu 68
Eigentumsdelikte 69
Ausbreitung der Alltagsdelinquenz 71
1.3Die Bekämpfung des Schwarzen Marktes 73
Bewirtschaftungs- und Kriegsstrafrecht 75
Polizeiliche Feindbilder des Kriminellen und Kriminalprävention 79
Polizeiliche Bekämpfung des Schwarzen Marktes 81
Zwei Grundtendenzen der polizeilichen Kriminalitätsbekämpfung 87
Strafrechtspflege im Krieg: "Kriegswirtschaftsverbrecher" und "Volksschädlinge" vor Gericht 88
"Tätertypen" und soziale Differenzierungen 93
Die Kriegswirtschaftsverfahren im zeitlichen Verlauf 97
1.4Schwarzer Markt, Volksgemeinschaftspropaganda und fragmentierte gesellschaftliche Kommunikation 103
Konsum, Rationierung und Volksgemeinschaft 106
Haltungen in der Bevölkerung zu Rationierung und Versorgungslage in den Lage- und Stimmungsberichten 116
Die mediale Inszenierung der Schwarzhandelsbekämpfung 116
Haltungen in der Bevölkerung zum Schwarzhandel und zur Strafverfolgung in den Lage- und Stimmungsberichten 122
Schwarzer Markt als Grenze der Bindekraft des Volksgemeinschaftsdenkens? 126
2Der Schwarze Markt in der Nachkriegszeit 130
2.1Bewirtschaftung, Rationierung und Versorgungskrise 130
Bremen in der Ernährungs- und Versorgungskrise 135
2.2Ausweitung des Schwarzen Marktes 138
Neue Akteure und neue Quellen des Schwarzen Marktes 141
Marken- und Bezugsscheindelikte 147
Regionale Schwarze Märkte und interregionaler Handel 150
Eigentumsdelinquenz 154
Verfestigung des Schwarzen Marktes - neue Strukturen und Routinen 155
2.3Die Bekämpfung des Schwarzen Marktes 158
Nebeneinander von Militärregierung und taktischen Truppen 159
Die unterbleibende Verfolgung von Schwarzmarktdelikten der Besatzungstruppen 162
Gesetzliche Grundlagen der Schwarzmarktbekämpfung 169
Schwarzmarktbekämpfung zwischen Kontrolle der Wirtschaft und Wahrung der öffentlichen Sicherheit 173
Die Bremer Wirtschafts- und Ernährungsbehörden 176
Öffentliche Sicherheit und Ordnung: Public Safety und deutsche Polizei 182
Die Bremer Kriminalpolizei - Neuaufbau und Kontinuität 186
Perspektiven der polizeilichen Schwarzmarktbekämpfung 191
Polizeiliche Tätigkeit im Spiegel der Kriminalstatistik 196
Nachkriegsjustiz: Urteilsproduktion im Schnellverfahren, überlastete Gerichte und überfüllte Gefängnisse202
Schwarzmarkt- und Eigentumskriminalität vor den Gerichten der Militärregierung209
Die deutschen Gerichte: Schwarzschlachtungen, Fahrraddiebstahl und der kriminalpolitische Neubeginn 218
Die kriminalpolitische Entwicklung bis zur Währungsreform 225
2.