Essay aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Orientalistik / Sinologie - Allgemeines u. Übergreifendes, , Sprache: Deutsch, Abstract: Für viele Besucher ist Beijing bis heute das Tor zu China und erste Station einer Reise durch das Reich der Mitte. Die dynamische Millionenstadt prägt den ersten Eindruck und vermittelt das Bild eines Landes, das den unaufhaltsamen Weg in eine rasante Moderne eingeschlagen hat. Mehrspurige Straßen, verstopft mit Fahrzeugen und gesäumt von hoch aufstrebenden Hochhäusern, glitzernden Hotels und Einkaufszentren fallen jedem Besucher ins Auge, der vom Flughafen hinein in die Innenstadt fährt. Auf den ersten Blick wirkt die Stadt mit ihrem Menschengewimmel wie ein moderner Moloch, der wild wuchert und seinen Bewohnern im wahrsten Sinne des Wortes langsam über den Kopf wächst.
Einstmals aber wurde Beijing nach den traditionellen Prinzipien einer idealen Hauptstadt angelegt. Durch sie wurden die althergebrachten Vorstellungen der kaiserlichen Machtausübung mit den uralten Regeln des Feng Shui verknüpft und formten einen faszinierenden Mikrokosmos. Durch die rasante Entwicklung der letzten beiden Jahrzehnte sichtet der Reisende die Zeugnisse einer großen und langen Vergangenheit oft erst auf den zweiten Blick. Denn Beijing ist mehr als nur die Kapitale eines Riesenreiches. Die chinesische Metropole ist das Bindeglied zwischen einer Vergangenheit, die ihre Bewohner bis heute nie ganz losgelassen hat, und einer Zukunft, die mehr und mehr Gestalt annimmt. Dass die einst sorgfältig geplante Stadt tatsächlich nach den altüberlieferten Regeln des Feng Shui und den jahrhundertealten Bau- und Anlageprinzipien des Idealmodells einer Hauptstadt angelegt wurde, erschließt sich leichter nach der hier gegebenen Darstellung. Denn wer genau hinschaut erkennt noch immer die Grundzüge dieses alten "Stadtkosmos" und kann einen Eindruck davon gewinnen, wie dieser einst funktionierte.