Gender - eine unverzichtbare Perspektive in einem neuen Humanisierungsprogramm
Seit den 90er Jahren, im Gefolge des
Zusammenbruchs der sozialistischen
Wirtschaftsgesellschaften und des
zunehmenden internationalen Wettbewerbs
wurden die Standards für
Arbeit abgesenkt. Diese Tendenz war
von großer Tragweite. So wurden in
den Unternehmen jene Abteilungen
bzw. Stellen vielfach abgebaut, die
beanspruchten, kontinuierlich die Arbeitsbedingungen
zu verbessern. Allein
an den Universitäten bzw. Technischen
Hochschulen wurden die Professuren
für Arbeitswissenschaft um ein Drittel
reduziert und ebenso erging es jenen
für Arbeitslehre (Frieling 2005). Heute,
viele Jahre später, sind die Folgen dieser
fragwürdigen Entwicklung allenthalben
sichtbar, so die Zunahme von
Belastungen/Beanspruchungen durch
Arbeitsintensivierung, Qualifi kationsdefi
zite wegen unzureichender (Weiter)
Bildung, Entgelte unterhalb des
sozio-kulturellen Existenzminimums
und schließlich wachsende prekäre
Beschäftigungsverhältnisse. Während
die beiden ersten Aspekte bereits im
Humanisierungsprogramm der 70er
Jahre zentral waren, wären heute auf
Grund der veränderten Arbeitswelt
auch Entgelt und Beschäftigung ein
vordringliches Thema. Eine Neuauflage
des Programms würde zudem die
Arbeitswissenschaft und mithin auch
die Arbeitslehre stärken und neue Impulse
setzen. Denn eine ausschließlich
privat, von Unternehmen fi nanzierte
Forschung erweist sich nicht erst angesichts
der Finanz- und Wirtschaftskrise
als unsicher und wenig zukunftsorientiert.
Die Relevanz der Gender-Perspektive
wird exemplarisch, mit
Blick auf personenbezogene Dienstleistungen
skizziert.