Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Politik - Grundlagen und Allgemeines, Note: 1,70, Universität Rostock (Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften), Veranstaltung: Einführung in die Empirische Wahlforschung, Sprache: Deutsch, Abstract: Abraham Lincoln definierte Demokratie 1863 einprägsam als government of the people, by the people, for the people" In dieser Regierungsform geht demzufolge die Herrschaft aus dem Volk hervor und wird dann durch das Volk selbst und in seinem Interesse ausgeübt. Bestätigt wird ein solches Verständnis der Demokratie im deutschen Grundgesetz. Auch dort heißt es im Artikel 20.2, dass alle Staatsgewalt vom Volke ausginge.
Es scheint jedoch, als würde in Ländern, in denen die Demokratie einst groß wurde, die Herrschaft in den letzten Jahren nur noch von einem Teil des Volkes getragen, denn Fakt ist, dass in fast allen westlichen Demokratien die Wahlbeteiligung sinkt. Seit der Jahrtausendwende beteiligten sich in Frankreich nur noch durchschnittlich 62,43% der berechtigten Bürgerinnen und Bürger an den Wahlen. In Großbritannien sind es nur noch 60,37%. In den USA lag die Wahlbeteiligung 1996 gar auf einem historischen Tiefstand von
49%. Auch in der vergleichsweise jungen Demokratie Deutschlands blieben in den letzten Jahren immer mehr Wahlberechtigte zuhause. Wenngleich die durchschnittliche Wahlbeteiligung in Deutschland von 1949 bis 2005 bei 84,6% und somit rund 4% höher als der Durchschnitt bei sämtlichen nationalen Parlamentswahlen in allen anderen westlichen Demokratien in diesen Jahren liegt , die Zeiten von Nichtwähleranteilen unter 10% scheinen auch hier vorbei zu sein. 2005 begaben sich nur noch rund 77,5% der deutschen Wahlberechtigten an die Urne.
Unter dem Eindruck dieser Entwicklungen, wecken die Wahlenthaltungen auch in Deutschland zunehmend das Interesse von Politikern, Journalisten und Wissenschaftlern. Das Resultat dieser Beschäftigung ist ein Diskurs, der nach wie vor ungelöst scheint. Die Frage ist: Befindet sich die Demokratie in der Krise oder sind Wahlbeteiligungen auf diesem Niveau schlicht ein Zeichen von Normalität?
Zur Untersuchung dieser Fragestellung soll in der vorliegenden Hausarbeit der Wahlakt in seiner Bedeutung für die Demokratie kurz näher erläutert werden. Es folgt eine genauere Betrachtung der Gruppe der Nichtwähler und insbesondere der Gründe, die nach bisherigen empirischen Untersuchungen zur Wahlenthaltung führen können. Auf diese Art und Weise kann dann zum Ende der Arbeit ein Antwortversuch gegeben werden, inwiefern die wachsende Gruppe der Nichtwählenden die Legitimität westlicher Demokratien untergräbt, beziehungsweise nur eine Normalisierung oder gar einfach eine andere Form der Wahlentscheidung darstellt.