Lao Zi gilt als Begründer des philosophischen Taoismus. Der Legende nach lebte er im 6. Jahrhundert vor Christus, stand als Reichsarchivar in Staatsdiensten und zog sich im Alter in die Einsamkeit zurück. Hier hielt er auf Wunsch eines berühmten Gelehrten seine Gedanken in einer Schrift fest, der spätere Generationen den Namen «Dao De Jing» gaben. Dieses «Buch von Weg und Tugend» ist der einflussreichste und über die Grenzen Chinas hinaus bekannteste Text der chinesischen Philosophie. Der ruhmreiche Namenstitel ist dem Verfasser wohl aus Ehrerbietung verliehen worden: Lao bedeutet «alt», «ehrwürdig», Zi hingegen «Meister» oder «Lehrer».
Das zeitlos gültige spirituelle Vermächtnis des großen «verborgenen Weisen» Lao Zi
Ein deutschsprachiges «Dao De Jing», das dem Original gerecht werden will, muss nah an dessen Wortlaut bleiben und mit der Urform zugleich die spirituelle Essenz der altchinesischen Lehre erfassen. Mit dieser Neuübersetzung finden nun Klang, Rhythmik, Sinn und Hintersinn ihren adäquaten sprachlichen Ausdruck. In ihr nimmt Kontur an, was in alten Nachdichtungen zumeist diffus und vage bleibt. Hier zeigt sich, dass das «Buch von Weg und Tugend» heute so aktuell ist wie vor zweieinhalbtausend Jahren. Wider menschliche Verblendung gerichtet, lehrt es die Besinnung auf das Wesentliche und stellt zeitlos gültige Fragen: «Ihr, die ihr mit euch selbst nicht im Reinen seid, wollt über die Zukunft der Zivilisation entscheiden? Ihr, die ihr in irdische Abhängigkeiten verstrickt seid, wollt die Erde von euch abhängig machen? Ihr, die ihr nicht im Einklang mit dem Ganzen steht, wollt das Ganze bestimmen?» Lao Zi geht es um ein erfülltes Leben des Einzelnen ebenso wie um eine angemessene und harmonische Weltordnung.