Infolge der petrinischen Umwälzung zu Beginn des 18. Jahrhunderts beschritt Russland als erstes nichtabendländisches und souveränes Land den Weg der Westernisierung. Ein beispielloser Paradigmenwechsel fand statt. Der Versuch Peters des Großen, Russland an die europäische "Normalität" anzupassen, geriet in einen eklatanten Widerspruch zu dem im Lande tief verwurzelten Glauben an die Auserwähltheit der russischen Nation. Nicht zuletzt aufgrund dieses Glaubens ist es den Nachfolgern Peters niemals gelungen, Russland in ein "normales" europäisches Land umzuwandeln. Aber auch die Widersacher Peters des Großen waren nicht imstande, die Folgen seines Werks ungeschehen zu machen. Wie spiegelt sich dieses Spannungsverhältnis zwischen den verschiedenen Wertehierachien in der Entwicklung des Landes bis heute wider? Wie wurde der Versuch der russischen Reformer, Russland an den Westen anzupassen, im Westen bewertet? Mit diesen Fragen befasst sich das vorliegende Buch.
Prof. Dr. Leonid Luks (geb.1947), Prof. em. für Mittel- und Osteuropäische Zeitgeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, geschäftsführender Herausgeber der Zeitschriften "Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte" und "Forum noveishei vostochnoevropeiskoi istorii i kul¿tury".
Einführung.- 1. Der Streit um den Charakter Russlands - Selbst- und Fremdwahrnehmungen.- 2. Neue Akzente im Diskurs um die russische Identität am Beispiel der Eurasierbewegung.