Dass die politischen Kenntnisse der Bürgerinnen und Bürger Einfluss darauf haben, ob sie sich bei einer Wahl für jene Partei entscheiden, die ihre eigenen Einstellungen widerspiegelt ¿ d.h. ¿korrekt wählen¿, ist bereits in mehreren Untersuchungen nachgewiesen worden. Die Arbeit geht über diese Befunde in mehrfacher Hinsicht hinaus: Es wird auf Basis von Daten der GLES-Vor- und Nachwahlbefragung zur Bundestagswahl 2017 gezeigt, dass die kognitive Verfügbarkeit der gespeicherten Wissensbestände ¿ gemessen an der Reaktionszeit der Respondenten ¿ den Zusammenhang zwischen politischem Wissen und der Wahrscheinlichkeit einstellungskonsistent zu wählen moderiert. Das bedeutet, dass Befragte mit überdurchschnittlich schneller und korrekter Beantwortung von Wissensfragen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, eine einstellungskonsistente Wahlentscheidung zu treffen, als Befragte, die dafür überdurchschnittlich lange brauchen. Die Befunde verdeutlichen, dass dieser Mechanismus auch auf politisches Falschwissen zutrifft.
Reinhold Melcher ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sächsischen Institut für Polizei- und Sicherheitsforschung an der Hochschule der Sächsischen Polizei in Rothenburg/Oberlausitz. Dort befasst er sich insbesondere mit der sozialwissenschaftlichen Untersuchung des politischen Extremismus in seinen vielfältigen Erscheinungsformen sowie der Sicherheitswahrnehmung und Kriminalitätsfurcht in der sächsischen Bevölkerung.
Einleitung.- Konzepte politischen Wissens und korrekten Wählens.- Politische Versiertheit und die Qualität von Wahlentscheidungen.- Methodische Grundlagen.- Empirische Analysen.- Resümee und Ausblick.