Die Sorge um gesellschaftspolitische Entwicklungen ließen Freud in den 1920er-Jahren seine individualpsychologischen Erkenntnisse auf Kollektiverscheinungen anwenden. Die Masse, ein »provisorisches Wesen« aus heterogenen Elementen, verleitet den Einzelnen dazu, Hemmungen aufzugeben, die ihn als Individuum bestimmen, und Machtgefühle zu entwickeln, die weit über seine persönlichen hinausgehen. In vielem stützt sich Freud auf Le Bons »Psychologie der Massen«. Bis heute hilft sein Ansatz, Massenphänomene zu verstehen, Moden und Trends ebenso wie Kirche und Militär.
Als Begründer der Psychoanalyse ist Sigmund Freud (1856-1939) eine der einflussreichsten Figuren des 20. Jahrhunderts. Die Theorien des österreichischen Mediziners werden bis heute diskutiert und angewandt.