Der Kapitalismus hat fast jeden Winkel der Erde erobert, er ist das beherrschende System und den meisten Menschen scheint eine Alternative unvorstellbar. Warum eigentlich ist er so erfolgreich? Der berühmte Sozialist und Schriftsteller Paul Lafargue war sich sicher: Weil der Kapitalismus eine Religion ist ¿ nicht irgendeine, sondern die effektivste. In seiner erstmals im Jahr 1886 veröffentlichten Satire »Die Religion des Kapitals« beschreibt er die Grundideen dieser Religion, ihre Herkunft und somit das Geheimnis ihres Erfolges.
»Das Kapital ist der Gott, den alle Welt kennt, sieht, fühlt, riecht, schmeckt: er existiert für alle unsere Sinne. Er ist der einzige Gott, der noch auf keinen Atheisten gestoßen ist. ¿Das Kapital kennt weder Grenzen noch Nationalitäten, weder Rassen noch Geschlechter, es ist der internationale Gott, der Gott aller; er wird die Kinder der Menschen unter sein Gesetz beugen.«
Paul Lafargue wurde 1842 auf Kuba geboren. 1851 emigrierte die Familie nach Frankreich. Als Student schloss er sich der revolutionären Bewegung an. In Frankreich wurde er aus politischen Gründen vom Studium der Medizin ausgeschlossen. In London lernte er Karl Marx kennen und begeisterte sich für dessen Ideen. 1868 heiratete er dessen Tochter Laura. Paul Lafargue war politischer Organisator für die Internationale Arbeiterassoziation u.a. in Frankreich, Spanien und Portugal. 1882 zieht er nach Frankreich um. 1911 begeht er zusammen mit seiner Frau Selbstmord.