Das Werk Christian Morgensterns (1871-1914) ist trotz der allbekannten Kuriositäten durchzogen von einer Melancholie. Denn er wusste um die wenige Zeit, die ihm blieb: Im Alter von zehn Jahren erkrankte er an Tuberkolose, der bereits seine Mutter zum Opfer gefallen war. Die Krankheit begleitete ihn zeitlebens, erzwingt den Abbruch von Reisen und lange Aufenthalte in Kliniken und Kurstätten. Er verstarb 1914 mit nur 43 Jahren. Ein Großteil seines Werks wurde erst posthum von seiner Witwe Margareta Gosebruch von Lichtenstern veröffentlicht.
Während Christian Morgenstern vielen wegen seiner vordergründigen heiteren, auf den zweiten Blick jedoch tiefsinnig-nachdenklichen Galgenlieder oder kindlich anmutenden Reime, Aphorismen und Gedichte über Schildkröten und Nasobeme bekannt ist, wissen nur wenige um sein Talent, Sehnsüchte, Kummer und dem berühmten Bauchkribbeln in Liebesgedichten ihren Platz zu geben. Die morgensternsche Liebeslyrik lässt stürmisch Liebende genauso zu Wort kommen wie sich sehnend Einsame und träumend Wünschende. Die Liebesgedichte Christian Morgensterns laden ein, sich dem gesamten Spektrum der Liebe zu ergeben, Freude und Leid(enschaft) menschlicher Beziehungen zu erleben.