Fridolin der Dachs wird frech
Wenn der Dachs Fridolin nicht vom Fuchs Isolein aus seiner behaglichen Höhle im Hullerbuschwald vertrieben worden wäre, hätte er der berühmteste Dachs werden können: nämlich das faulste, griesgrämigste und einsiedlerischste Exemplar seiner Gattung. Nun aber muss er eine neue ebenso schöne Wohnung finden, und dabei führt er die ganze Familie Ditzen, sogar die artige Tochter Mücke, an der Nase herum.
Diese Geschichte schrieb Hans Fallada für seine Tochter Lore, genannt Mücke, als Geschenk zu Weihnachten 1944. An eine Publikation war damals nicht zu denken, das selbstgebastelte Büchlein sollte "allein für die Mücke bestimmt" sein. Deshalb verzichtete Fallada beim Gebrauch seines Namens auf die sonst strikt eingehaltene Trennung zwischen dem Privatmann Ditzen und der öffentlichen Person Fallada. Die erste Buchausgabe erschien 1955 im Verlag Heinrich Scheffler, Frankfurt am Main. Doch in dieser Ausgabe, wie in allen späteren, denen sie zugrunde gelegt wurde, gibt es Texteingriffe, die Verweise auf Nazizeit und Krieg verwischen. Allein die Veröffentlichung der Geschichte in der von Günter Caspar besorgten Werkausgabe brachte den authentischen Text nach dem Typoskript, das Anna Ditzen zur Verfügung gestellt hatte. Der vorliegende Band folgt dieser Fassung.
Rudolf Ditzen alias HANS FALLADA (1893-1947), zwischen 1915 und 1925 Rendant auf Rittergütern, Hofinspektor, Buchhalter, zwischen 1928 und 1931 Adressenschreiber, Annoncensammler, Verlagsangestellter, 1920 Roman-Debüt mit "Der junge Goedeschal". Der vielfach übersetzte Roman "Kleiner Mann - was nun?" (1932) machte Fallada weltberühmt. Sein letztes Buch, "Jeder stirbt für sich allein" (1947), avancierte rund sechzig Jahre nach Erscheinen zum internationalen Bestseller. Weitere Werke u. a.: »Bauern, Bonzen und Bomben« (1931), »Wer einmal aus dem Blechnapf frißt« (1934), »Wolf unter Wölfen« (1937), »Der eiserne Gustav« (1938).