Henning Türk, geb. 1974, Professurvertreter für Neuere und Neueste Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und assoziierter Forscher am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam.
Veröffentlichungen u. a.: Treibstoff der Systeme. Kohle, Erdöl und Atomkraft im geteilten Deutschland (2021); Grenzüberschreitende institutionalisierte Zusammenarbeit von der Antike bis zur Gegenwart (Mitherausgeber, 2019).
Im Spannungsfeld nationaler Interessen sollte die IEA die Energiesicherheit der westlichen Industrieländer sicherstellen.
Durch die Ölkrise von 1973 avancierte die Sicherheit der Energieversorgung zu einem zentralen politischen Thema in den westlichen Industrieländern. Um die Energiesicherheit zu erhöhen und die Politik der Ölverbraucherländer gegenüber der OPEC zu koordinieren, gründeten diese im November 1974 eine neue internationale Organisation: Die Internationale Energie-Agentur (IEA) mit Sitz in Paris. In der Folgezeit verhandelten die Industrieländer in der IEA Maßnahmen, um die Abhängigkeit von den arabischen Ölförderländern zu reduzieren.
Henning Türk zeigt auf, wie die westlichen Industrieländer versuchten, gemeinsame Strategien zur Bewältigung der energiepolitischen Herausforderungen zu entwickeln. Im Vordergrund standen die Diversifizierung der Energieträger und Bezugsländer sowie die Einsparung von Energie. Dabei prallten unterschiedliche nationale Erwartungen und Ziele sowie internationale Gestaltungsansprüche aufeinander, weshalb einige Vorhaben scheiterten. Mit dem Absinken des Ölpreises Mitte der 1980er Jahre geriet die IEA in eine Existenzkrise. Um diese zu überwinden, griff sie marktliberale Ansätze auf und propagierte eine Liberalisierung der Energiemärkte.