Bis heute hält die Forschung an der negativen Perspektivierung höfischer Moralistik fest, an einer pessimistischen Anthropologie im Zeichen des amour-propre. Mit ihrer literaturwissenschaftlichen Untersuchung zur Konversation und Geselligkeit im französischen Salon zeigt Karin Schulz eine optimistische Lesart, welche die sozial-reflexive Produktivität moralistischen Denkens stärkt.
Auf der methodischen Grundlage der Erfahrungsdifferenz von Idealität und Realität hinterfragt sie das Selbstverständnis idealer Verhaltensnormen und zeichnet für den französischen Salon, ausgehend vom 17. Jahrhundert, eine Geschichte der konversationellen Programmatik mit Ausblick auf die Lehren kommunikativer Gegenwart.
Karin Schulz (Dr. phil.), geb. 1985, ist akademische Mitarbeiterin am Fachbereich Literaturwissenschaft/Romanische Literaturen der Universität Konstanz. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die französische Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts sowie die italienische Literatur des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen Fragen zu Geselligkeits- und Konversationskultur, zu moralistischer Theorie, menschlicher Identität und Prozessen individueller Selbstbestimmung sowie Selbsterfahrung.