Der Hauptprotagonist Aristide ist pleite und versucht durch den Aufbau eines Finanzunternehmens wieder Fuß zu fassen - ausgerechnet an der Pariser Börse. Seine halblegalen Methoden bleiben nicht ohne Folgen für den makroökonomischen Zusammenhang und damit verhängnisvoll für völlig Unbeteiligte. Émile Zolas Roman von 1891 erzählt alles, was man über den Börsenwahn wissen muss. Was ihn zum Reißer macht, zum Melodram, zum Breitwandfilm seiner Epoche, das ist die visionäre Kraft, der riesige Appetit, die grandiose Unbescheidenheit seines Autors, seine Fähigkeit, das Phantastische der Realität hervorzutreiben. Zolas Helden sind Süchtige. Das Kapital - ihr Kokain.
Émile Zola (1840-1902) ist der bedeutendste französische Romancier der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sein zwanzigbändiger Romanzyklus "Die Rougon-Macquart" mit dem Untertitel "Natur- und Sozialgeschichte einer Familie unter dem Zweiten Kaiserreich" entstand in den Jahren 1870 bis 1893 und ist mit Balzacs "Menschlicher Komödie" das gewaltigste künstlerische Unternehmen des Jahrhunderts in Frankreich. Im Aufstieg und Fall einzelner Mitglieder einer weitverzweigten Familie entsteht das minutiös genaue wie dramatische Bild der französischen Gesellschaft in dieser Zeit. Unsere Auswahl zu Émile Zolas 100. Todestag am 29. September 2002 bietet drei inhaltlich eng miteinander verknüpfte Romane. "Der Totschläger" erzählt die Geschichte der Wäscherin Gervaise und ihrer düster endenden Ehe mit dem Zinkarbeiter Coupeau. Nana, die Tochter der Gervaise, ist die Heldin des gleichnamigen großen Kurtisanenromans (AtV 1109). Und Claude Lantier, Gervaises Sohn, steht im Zentrum des Künstlerromans "Das Werk" (AtV 1114).