Diese Studie kombiniert zwei grundlegende Fragestellungen miteinander. Anhand repräsentativer Autoren richtet sie den Blick auf die japanische Gegenwartsliteratur und fragt nach einem sinnvollen Zugriff, um den Erzählkonventionen und Traditionsbezügen dieser Texte ebenso gerecht zu werden wie ihrer Innovationskraft und Experimentierfreude. Zugleich leistet sie einen Theorietransfer und erprobt die Anwendbarkeit der in der deutschsprachigen Literatur- und Medienwissenschaft entwickelten Intermedialitätstheorie. Die Textanalysen zu Shimada Masahiko, Yoshida Shuichi und Murakami Haruki verwenden Intermedialität als Analysekategorie für die konkrete künstlerische Praxis und konzentrieren sich auf intermediale Bezüge, also auf Momente, in denen diese Texte andere Medien wie Film, Video, Musik, Malerei, Theater etc. thematisieren, reflektieren oder zum Teil auch imitieren. In ihrer Summe liefert diese Studie neue, differenzierte Einblicke in bislang kaum oder nur unzureichend erforschte Texte. Sie zeigt einerseits, inwieweit intermediale Theorien und Konzepte, die bisher vor allem im Kontext westlicher kultureller Praktiken diskutiert wurden, sich kulturübergreifend beobachten lassen. Andererseits deckt sie Differenzen in der künstlerischen Praxis auf, die auf Spezifika des Japanischen zurückzuführen sind.
INHALT
1. Einleitung
2. Konzeptionelle Grundlagen
3. Shimada Masahiko: Muyu okoku no tame no ongaku [Musik für ein Königreich des Schlafwandelns]
4. Yoshida Shuichi: Saigo no musuko [Der letzte Sohn]
5. Murakami Haruki: Afutadaku (Afterdark)
6. Zusammenfassung und Ausblick
Oliver P. Hartmann studierte Japanstudien, Ostasienwissenschaften sowie Ostasiatische Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin und der Nihon Universität in Tokyo. Von 2011 bis 2015 absolvierte er das Promotionsstudium Literary Studies der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien und war JSPS-Research Fellow an der Universität Tokyo. 2015 promovierte er im Fach Japanologie an der FU Berlin, an der er von 2015 bis 2017 auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich der modernen Literatur und Kultur Japans tätig war. Seit Oktober 2017 arbeitet er im höheren Dienst des Goethe-Instituts e.V. in der Fachlaufbahn Kultur.