Vor mehr als 2000 Jahren entwarf der chinesische Philosoph Mengzi eine Ethik der individuellen Selbstverantwortung, die zu einer der tragenden Säulen der chinesischen Kultur wurde, aber auch jenseits des ,Reichs der Mitte' für alle Zeiten Gültigkeit haben sollte: Der Mensch ist von Natur aus gut. Veredelt er seine Natur, indem er sich um sich selbst kümmert, nimmt er nicht allein Einfluss auf die innere Ordnung der Gesellschaft, er wird zugleich frei von jeglichen äußeren Einflüssen.
Weiten Kreisen bislang zu Unrecht weniger bekannt als sein Landsmann Konfuzius, gilt der aus einem vornehmen, aber verarmten Geschlecht stammende Mengzi (um 370 v. Chr.- um 290 v. Chr.) nicht nur als Konfuzius' einflussreichster geistiger Nachfolger, er entwickelte dessen Lehren auch in wesentlichen Punkten weiter. Während bei seinem Meister die Natur des Menschen keinen großen Stellenwert einnimmt, bildet sie in Mengzis Theorie eine der Säulen. Ihrem Wesen nach gut, ist es die Pflicht des Einzelnen, sich diesen guten Kern durch die Pflege der Persönlichkeit, wie die Zügelung der Leidenschaften, die Erziehung zu Gleichmut und Mitmenschlichkeit, zu bewahren und so der Allgemeinheit zu dienen. Dank Mengzi konnte der Konfuzianismus unter der Han-Dynastie chinesische Staatsreligion werden. Sein Werk ist bis zum heutigen Tag grundlegend.