Der Brisanz des Materials entspricht die Radikalität der literarischen Mittel. In diesem Roman liegen die Fakten auf dem Tisch. Kühn im Aufbau schreibt Chotjewitz über seinen Freund Klaus Croissant, der als Strafverteidiger schikaniert, als angeblicher Drahtzieher des internationalen Terrorismus verfolgt und nach der Annexion der DDR durch die Bundesrepublik 1990 wegen staatsfeindlicher Agententätigkeit abermals verurteilt wurde. Penibel recherchiert, detailgetreu und kühl erzählt, steht der Roman in einer Linie mit Chotjewitz' skandalösem Romanfragment über die RAF aus dem Jahr 1978 »Die Herren des Morgengrauens«.
Peter O. Chotjewitz, 1934 in Berlin geboren, siedelte nach dem Krieg mit den Eltern nach Nordhessen über. Nach einer Malerlehre studierte er Jura in Frankfurt am Main und München sowie Publizistik, Philosophie und Neue Geschichte an der Freien Universität Berlin. Seit 1966 war er als freiberuflicher Schriftsteller und Übersetzer tätig. Seit den 1970er-Jahren engagierte sich Chotjewitz politisch und arbeitete unter anderem als Wahlverteidiger des RAF-Gründers Andreas Baader. 2010 starb Chotjewitz in Stuttgart.
Chotjewitz veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen und Gedichte. Im Verbrecher Verlag erschienen bisher die Romane "Saumlos", "Urlaub auf dem Land" (beides 2004) und "Mein Freund Klaus" (2007), "Fast letzte Erzählungen " in vier Bänden (2007-2010) sowie postum der Gedichtband "Tief ausatmen" (2012).