Christine de Pizan wurde 1364 in Venedig geboren und starb nach 1429 in Frankreich. Sie war Schriftstellerin und Philosophin und gilt als die erste Autorin, die vom Schreiben leben konnte. Das 1404/05 entstandene "Buch von der Stadt der Frauen" ist ihr berühmtestes Werk, das als Klassiker der Weltliteratur immer wieder neu gelesen und interpretiert wird.
Zum Zeitpunkt des Erscheinens war Christine de Pizan bereits eine anerkannte Schriftstellerin sowie erfolgreiche Verlegerin ihrer eigenen Bücher. 1400 war sie mit dem von ihr entfachten Streit um Jean de Meuns
"Rosenroman" an die Öffentlichkeit getreten.
Ihr "Buch von der Stadt der Frauen" ist eine ebenso kluge wie witzige Streitschrift gegen die Flut von Hatespeech aus der Feder frauenfeindlicher Autoren. Dagegen errichtet die Autorin eine Festung aus Bausteinen in Gestalt beispielhafter Geschichten über ideale Formen von Weiblichkeit - über Herrscherinnen, Kriegerinnen, Künstlerinnen, Dichterinnen oder Erfinderinnen. Außerdem debattiert sie mit den drei Allegorien Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit und Vernunft über Probleme wie verbale und physische Gewalt gegen Frauen oder deren erschwerten Zugang zur Bildung. "Das Buch von der Stadt der Frauen" ist außerdem ein frühes Beispiel feministischer Literaturkritik und Kanonrevision.
Die Christine de Pizan-Spezialistin Margarete Zimmermann lehrte als Romanistin und Kulturwissenschaftlerin zunächst in Münster, Trier und Gießen, dann in Berlin an der Freien Universität und der Technischen Universität und als Gastprofessorin
an der École Normale Supérieure in Lyon. Sie hat zahlreiche Aufsätze zu dieser großen franko-italienischen Autorin sowie die Rowohlt-Monographie "Christine de Pizan" veröffentlicht und lebt als Übersetzerin und Autorin in Berlin und in Paris.