Anfang der 1880er Jahre fasste Aimé Victor Olivier, Graf von Sanderval, den die Fulani Yémé nannten, den Plan, das Königreich Futa Jalon in Westafrika persönlich zu erobern und eine Eisenbahnlinie durch das Land zu bauen. Heute ist fast alles über ihn vergessen: Er war jedoch eine Triebkraft der Kolonisierung Westafrikas. Auf seinen fünf aufeinanderfolgenden Reisen gelang es Sanderval, das Vertrauen des almâmi, des obersten Herrschers des theokratischen Landes in Mittelguinea, zu gewinnen, der ihm die Ebene von Kahel überließ und ihm erlaubte, Münzen nach seinem Bildnis zu prägen.
Tierno Monénembo kehrt den Blick, der uns aus kolonialer Reiseliteratur bekannt ist, um und liefert anhand von Recherchen im Familienarchiv der Sandervals eine schillernde romanhafte Biografie über den weißen Entdecker. Sein Porträt des einsamen und eigenwilligen Eroberers, der sich genau vor der Nase der französischen Verwaltung und der Engländer ein eigenes Königreich schaffen wollte, gibt den Paradoxien im historischen Verhältnis zwischen Europa und Afrika ein Gesicht.
Ausgezeichnet mit dem Renaudot Preis 2008
Tierno Monénembo wurde 1947 in Guinea geboren und floh 1969 vor Ahmed Sékou Tourès Regime in den Senegal. Er studierte in der Elfenbeinküste und emigrierte nach Frankreich, wo er zunächst in Biochemie promovierte und bis heute als vielfach ausgezeichneter Schriftsteller lebt. Seine Romane handeln oft von der Ohnmacht afrikanischer Intellektueller und den Erfahrungen von Afrikaner*innen im Exil.