»Die Welt hat sich seit Jesus Christus weniger verändert als in den letzten dreißig Jahren«, musste Charles Péguy 1913 mit Schaudern feststellen. Gegen die kalte Rationalisierung und Ökonomisierung des Lebens im Zuge der Umwälzungen der Moderne verfasste er mit Das Geld eine ergreifende Ode an das verschwindende alte, volksnahe Frankreich, das über Jahrhunderte Bestand hatte. Er beschreibt das einfache, aber satte Leben zwischen Kirche und Dorfschule, das sich durch eine ganz eigene Würde jenseits des Glanzes des Überflusses auszeichnete. Und er schildert, wie die Beziehungen gegenseitiger Anerkennung bis in die Elementarschule Geltung hatten, eine Institution, die wie keine für die Überlieferung und Verankerung von Wissen und Werten stand und ebenfalls zu erodieren drohte. Péguys Schilderungen zwischen Nostalgie und Empörung berühren uns noch heute, sind sie doch von bleibender Aktualität.
Charles Péguy, geboren 1873 in Orléans, war Student der Philosophie an der École normale supérieure, verzichtete jedoch auf eine universitäre Laufbahn und wurde Buchhändler und Schriftsteller. Von 1900 bis zu seinem Tod war er Herausgeber und federführender Publizist der Literaturzeitschrift Les Cahiers de la Quinzaine. 1895 wurde er Mitglied der Sozialistischen Partei, verließ diese jedoch nach wenigen Jahren und wandte sich dem Katholizismus zu. Charles Péguy starb 1914 im Ersten Weltkrieg.