Die Bedeutung des griechischen Philosophen Sokrates (469-399 v. Chr.) kann nicht überschätzt werden. Ohne ihn gäbe es keine europäische Philosophie, wie wir sie heute kennen. Dabei hat Sokrates selbst nichts Schriftliches hinterlassen; seine Ansichten wurden stattdessen durch seine Zeitgenossen Platon und Xenophon vermittelt.
Sokrates' "Philosophie des Nichtwissens" ist ein nie abgeschlossener Prozess des Bemühens um Wahrheit im Dialog. Man kann in Sokrates einen "disruptiven Influencer" sehen, der keine unhinterfragten Meinungen gelten lässt und jede Überzeugung kritischer Prüfung unterzieht. Im Zentrum seines Denkens steht der Mensch. Sein Anliegen ist die Erziehung zum Selberdenken, sein Ziel die Selbsterkenntnis. Für das Establishment wurde er zur Bedrohung und zum Tode verurteilt. Gerade in Zeiten, in denen das Selbstdenken zunehmend aus der Mode kommt, ist Sokrates von ungeahnter Aktualität.
Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Thome, geb. 1967, studierte Medizin, Philosophie und Sozialpsychologie an der Universität des Saarlandes. Philosophische Promotion über "Psychotherapeutische Aspekte in der Philosophie Platons". Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Würzburg. Postdoktorand an der Yale University. Habilitation an der Universität Heidelberg. Oberarzt und Forschungsgruppenleiter am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Professor of Psychiatry an der University of Wales, Swansea. Gegenwärtig Professor für Psychiatrie und Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Rostock.