"Wir alle brauchen Autoren wie dich, die mit der Stärke ihrer Persönlichkeit und der Kraft ihres Ausdrucks gegen den Unsinn ankämpfen, der die Welt zu überschwemmen droht." Burkhard Spinnen in einer Laudatio auf Juli Zeh (*1974).
Sie wird als politisch engagierte Autorin wahrgenommen, die sich in öffentliche Debatten einmischt. Mit "Unterleuten" hat Juli Zeh einen vielbeachteten Gesellschaftsroman vorgelegt: ein Bestseller, der als Dreiteiler im ZDF filmisch adaptiert wurde. Zeh wird zudem oftmals geehrt; 2018 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Doch Kritik und Literaturwissenschaft begegnen der studierten Schriftstellerin und promovierten Juristin, deren Themen und Plot-Konstruktionen im Vordergrund ihrer Erzähltexte stehen, auch skeptisch. Komplexe Theoreme etwa der Physik ("Schilf") entwirft die Autorin im Genre des Kriminalromans. Durchgängig finden sich apokalyptische Szenerien: als Zeitdiagnose ("Spieltrieb") oder Vorausdeutung (wie in "Corpus Delicti" und "Leere Herzen"). Schlussbilder und Wendepunkte ihrer Narrationen oder grotesken Theaterstücke bieten überwiegend surreal überzogene Exzesse (etwa "Neujahr"), welche die vorigen, 'realistischen' Psychologisierungen ihrer Figuren auffällig und überraschend konterkarieren. Der vorliegende Band möchte dem besonderen, ja einzigartigen Rang Juli Zehs gerecht werden und versammelt deshalb Essays zu Einzelwerken, aber auch zu übergreifenden Fragestellungen sowie Gesamtdeutungen ihrer bisherigen Publikationen.
- Juli Zeh: Anfänge nicht veröffentlichter und unvollendeter Romane
- Stephen Brockmann: Eine tragfähige Version des Liberalismus - die zeitgenössische Autorin Juli Zeh
- Heribert Tommek: Modern-episches Erzählen im Roman "Unterleuten"
- Heinz-Peter Preußer: Ungeheures, Unerhörtes. Groteske Plot-Twists in Romanen Juli Zehs - und in "Neujahr" insbesondere
- Sarah Maaß: Ein literaturpolitischer Sisyphos. Juli Zeh und ihre Preise
- Agnes Mueller: Paratext und Autorschaft. Mein Brief an Juli Zeh
- Matteo Galli: Juli Zehs brandenburgische Klischees
- Michael Vauth: "Leere Herzen" - Dystopischer Nihilismus
- Christina Rossi: Das Juristische im Literarischen. Juli Zeh als 'Dichterjuristin' und ihr Roman "Schilf" als 'Fall' interdiskursiven Schreibens
- Michael Töteberg: Transmediale Wucherungen. "Spieltrieb" als Kinofilm, als Mini-Serie im brasilianischen TV und als Theaterstück auf der Bühne
- Heinz-Peter Preußer / Juli Zeh: Über das Studium der literarischen Praxis und die Poetologie. Ein Gespräch
- Auswahlbibliografie
- Notizen